Die Wurzeln des HGV Rottenburg
Der Rottenburger Gewerbeverein ist einer der ältesten überhaupt. Im frühen 19. Jahrhundert regten sich kommerzielle Alternativen zum ehedem ackerbürgerlichen Dasein. Anno 1837 hatte sich die Württembergische Gewerbeordnung geändert, wurden Zunftmeister in drei Stufen geschaffen. Dies ebnete nun auch liederlich qualifizierten Handwerkern auf dem Lande den Weg zur Beurkundung.
Im Revolutionsjahr 1848 fand sich ein „Märzverein“. Der forderte unter anderem gewerbliche Bildungsschulen; Pflichtinnungen statt der überholten Zünfte; Schutzzölle gegen ausländische Industrie-Importe; ein Verbot des Hausierhandels.
Die Gründung
Industrielle Konkurrenz im Nacken, trommelten rührige Rottenburger ihresgleichen im Jahr 1856 zur ersten Gewerbeausstellung im Rathaus zusammen. Der damalige Stadtbaumeister Strigl beklagte, dass bis dato Rottenburgs Gewerbetreibende im Adressbuch der Württembergischen Handelskammer nahezu ignoriert worden seien. Dies zu ändern, erwuchs am 1. Dezember 1856 aus dem Ausstellungsverein der anfangs 23köpfige Gewerbeverein Rottenburg.
Reallehrer Pfahl stand als erster dem Verein vor. Schon er verfolgte die Verbesserung der Verkehrswege und der gewerblichen Schulbildung, die Veranstaltung „belehrender Vorträge“ und kämpfte gegen das Gewerbe schädigende Einflüsse.
Die zweite Gewerbeausstellung 1865 zierte König Karl persönlich. Nun bemühte man sich erfolgreich um die eigene Telegraphenstation. Von 1869 an dampfte die Eisenbahn von Reutlingen durch’s Neckartal bis Rottenburg.
Zwangsauflösung durch die Nationalsozialisten und Neugründung
Die Nazis zwangen den Handels- und Gewerbeverein, sich am 24. September 1934 aufzulösen. Auch am Neckar darbte fortan die Wirtschaft. Zur neuerlichen Vereinsgründung kam’s im Januar 1951; Gewerbeoberlehrer Victor Griebler nahm das Zepter in die Hand. Etliche Pädagogen finden sich unter den 21 Vorsitzenden von 1856 bis zur Jahrtausendwende. Aber auch Handwerker, ein Parfümeur, ein Kupferschmied, ein Stadtschultheiß, ein Hofrat, ein Professor, ein Ratsschreiber, ein Kunstmaler, ein Postsekretär.
Der HGV im 21. Jahrhundert
Die Mitglieder des HGV kamen überwiegend aus dem Einzelhandel. Als eigenständige Gruppe repräsentierte der Leistungsverbund deshalb die Einzelhändler der Kernstadt im HGV. Ihre Aktivitäten wie Straßenmärkte, Goldener Oktober und Nikolausmarkt sorgen bis heute für eine attraktive Innenstadt.
Im Hinblick des Strukturwandels öffnet sich der HGV Rottenburg ausdrücklich neuen Erwerbszweigen. Die Mehrzahl der Mitglieder war seither in der Kernstadt ansässig. Künftig sollen auch die Gewerbetreibenden der 17 Stadtteile eingebunden werden.
Viele Industriebetriebe siedeln sich seit den 90iger Jahren in der Gesamtstadt an und sollen im HGV ihren Partner finden. Das Handwerk in all seinen Facetten; Gastronomen und andere Unternehmer im Freizeitbereich; Freiberufler vom Arzt über den Anwalt bis hin zum Architekten und die rasant wachsende Zahl an Dienstleistern in teilweise eben erst entstandenen Branchen.
Neustrukturierung im HGV
Diesen Veränderungen trägt der HGV Rottenburg Rechnung. Im März 2001 wird der Beschluß gefaßt, zunächst Fachgruppen für Einzelhandel und Gastronomie, Industrie und Handwerk und die Dienstleister zu bilden. Der Vorstand besteht fortan aus fünf Mitgliedern. Den drei gleichberechtigten Vorständen, die den HGV im Außenverhältnis vertreten , dem Kassier und dem Schriftführer.
Mitbegründer der Wirtschafts- und Tourismusgesellschaft mbH (WTG)
Zur Forcierung der Wirtschaft und des Tourismus in Rottenburg gründete im Jahr 1988 der HGV zusammen mit der Großen Kreisstadt Rottenburg am Neckar die WTG “Wirtschaftsförderungs- und Tourismusgesellschaft GmbH“ die WTG gegründet. Der HGV Rottenburg war maßgeblich an der Gründung beteiligt und hielt 49% der Gesellschaftsanteile.
Zum 31.12.2014 wurde die WTG – nun Wirtschaft-Tourismus-Gastronomie – in einen Eigenbetrieb der Stadt Rottenburg geändert. Der HGV ist im Betriebsausschuß mit 6 Mitgliedern vertreten.